- Mollet
- Mollet[mɔ'lɛ], Guy, französischer Politiker, * Flers (Département Orne) 31. 12. 1905, ✝ Paris 3. 10. 1975; Lehrer; trat 1923 der sozialistischen Partei, der SFIO (Abkürzung für »Section Française de l'Internationale Ouvrière«) bei. Im Zweiten Weltkrieg schloss er sich der Widerstandsbewegung an. 1945-75 war er Bürgermeister von Arras, 1945/46 Abgeordneter in beiden verfassunggebenden Versammlungen, seit 1946 Abgeordneter in der Nationalversammlung. Als Generalsekretär der SFIO (1946-69) bestimmte er wesentlich deren Kurs mit. 1948 beteiligte er sich an der Gründung der Sozialistischen Internationale (zeitweilig deren Vizepräsident). Außenpolitisch förderte er die Bemühungen um die politische Integration Europas.In den Regierungen der Vierten Republik war er mehrmals als Minister und stellvertretender Ministerpräsident beteiligt. Als Ministerpräsident (Februar 1956 bis Mai 1957) sah er sich innenpolitisch v. a. mit der Algerienfrage konfrontiert. Mit seiner Regierungszeit ist außenpolitisch besonders das britisch-französische Landungsunternehmen am Suezkanal (1956) verbunden, das seine Regierung in der Folgezeit stark belastete. In der Krise der Vierten Republik (Mai 1958) setzte er sich für die Berufung von General C. de Gaulle an die Spitze der Regierung ein und war in dessen Kabinett 1958/59 Staatsminister. In der Folgezeit entwickelte er sich jedoch zu einem entschiedenen Gegner des Gaullismus und beteiligte sich 1965 maßgeblich an der Gründung der »Fédération de la gauche démocrate et socialiste« (FGDS) und 1969 der neuen sozialistischen Partei, des »Parti Socialiste« (PS).G. M., hg. v. B. Ménager u. a. (Lille 1987).
Universal-Lexikon. 2012.